Und manchmal muss man einfach mal raus, was anderes sehen, was anderes hören, dem alltäglichen Irrsinn entschwinden. Und das war am vergangenen Wochenende der Fall und der Weg führte direkt nach Dresden.
Erste Anlaufstation war das Motel One direkt am Zwinger, klein aber fein, nettes Designkonzept, lecker Frühstück, eben alles da was das Herz begehrt. Klar, für Menschen die ohne Whirlpool nicht im Leben klarkommen eine herbe Enttäuschung aber man kann eben nicht alles haben. Immerhin lässt sich die Stadt aus dem Whirlpool heraus auch wahrlich schwer besichtigen.
Ein mitternächtliches Abendessen beim Italiener in der Neustadt später, machte man einen Abstecher zur Bank, um sich anschließend ins wilde Nachtleben Dresdens zu stürzen. Der nette Taxifahrer hat nur so mit Tips um sich geworfen und wie es der Zufall wollte, entdeckte man auf dem Weg zur Sparkasse den scheinbar angesagten Club ‚Downtown‘. Name war Programm, hier traf sich alles was Dresden zu bieten hat, war ja auch für jeden was dabei im musikalischen Dschungel der drei Floors. Nach einigen irritierten Blicken, man muss wissen, dass hier Elektro ein wenig exzessiver zelebriert wird, warfen wir uns in die Menge und zuckten mit allem was am Körper angewachsen war. Wichtiger Tip an dieser Stelle: Alkohol kann dabei durchaus hilfeich sein. Nach durchtanzter Nacht ging es wieder zurück ins Hotel, ich muss sicher nicht erwähnen, dass aus dem Frühstück ein Mittagessen wurde. Gegessen wurde zwischen Gründerzeit und Jugendstil ein echter ‚falscher Hase‘ im Dresden 1900, auf dem historisch nachgebildeten Postplatz, mit gutem Blick auf ‚Helene‘, die älteste erhaltene Straßenbahn Dresdens aus dem Jahre 1898.
Denkt man an Dresden, denkt man an die Frauenkirche. Nach dem absolvierten nächtlichen Kultuprogramm unter dem Motto ‚Spiel, Spaß & Tanz im Osten‘ kam nun der historische Teil an die Reihe. Die Frauenkirche war den Samstag über leider nicht zu besichtigen aber die Sportler in uns hielten den Kuppelaufstieg für eine gute Idee. Ganz klar, wenn man es dann geschafft hat, die Aussicht entschädigt. Selbst dann, wenn es wie bei uns ein recht trüber Tag ist.
Entlang der Elbe, über die Brühlschen Terassen oder auch den ‚Balkon Europas‘, flanierten wir, mit wohlverdientem Zwischenstop und erfolgreichem Sonneanbeten, in Richtung Semperoper und Zwinger. Von Kultur kann man ja bekanntlich nicht genug bekommen und Dresden hatte noch einiges im Repertoire. Ein bisschen weniger bewegt, zumindest körperlich, ging es auf dem 28. Filmfest Dresdens zu. Open Air Location Neumarkt, ein kühles Blondes, ’ne Tüte Fritten und ein paar Kurzfilme – so macht man Kultur.
Nach soviel Kulturellem und allerlei Eindrücken konnte man den Abend nur gediegen ausklingen lassen. Nächster Programmpunkt für den Samstagabend war also die Karl May Bar, Hotelbar des Kempinski Taschenbergpalais. Ein wirklich kosmopolitisches Fleckchen Gastronomie, Live-Musik am Flügel, eine tolle Whiskey- und Zigarrenauswahl und all das in einem edlen aber gemütlichen Ambiente, in bordeauxrotem Leder und dunkler Eiche. Eine Hommage an den sächsischen Schrifsteller und Winnetoupapa.
Wie kurz ein Wochenende sein kann hat mit Sicherheit schon jeder von uns am eigenen Leib erfahren, denn ehe ich mich versah war es Sonntag, Tag der Abreise. Nach einem kurzen Abstecher in den östlichen Villenstadtteil ‚Weißer Hirsch‘ und eine nervenaufreibende Fahrt mit der ältesten Schwebebahn der Geschichte später, konnte ich meinen letzten Kaffee mit traumhafter Aussicht auf sächsischem Boden in Oberloschwitz genießen.
Keiner konnte ahnen, dass ich mich kaum eine Stunde später aus dem Auto schwingen würde,fernab jeglicher smartphonetauglicher Zivilisation, am Fuße des Elbsandsteingebirges, in einem verträumten Kurort im Osterzgebirge. Wenigstens schmälerte die Aussicht meine Angst, der Mensch mit der Macht über das Gaspedal könnte mich verschleppen und im Wald begraben. Uuuund da es leider zeitlich nicht mehr gereicht hatte mit dem Danpfer zu fahren, konnte ich mich hier an der kürzesten Fährüberfahrt der Welt erfreuen. Ein Träumchen. An dieser Stelle – in Rathen – ging der Osttrip dann aber wirklich zu Ende. Eines ist allerdings klar: Heute ist nicht alle Tage, ich komm‘ wieder, keine Frage!
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