Ein bisschen Tigerlilly, ein bisschen Strickliesl, so kommt Lena mit leichter Verspätung zu unserer Verabredung angedüst. Braunes Oberteil, darüber eine schwarze Übergangsjacke und die schwarzen Leggings stecken in warmen Winterboots, einziger Farbfleck ist der türkisene Schal – selfmade. Lena kommt mit dem Fahrrad, einem schönen dunkelgrünen Oldschool-Citycruiser mit einem Holzkörbchen am Lenker und kleinen gelben Blümchenstickern auf dem geschwungenen Rahmen.
Sie lässt sich auf die Bank vor dem Café neben mich fallen und stöhnt. „Entschuldige die Verspätung, wir waren noch einkaufen.“ Dem Satz folgen wilde spanische Wortaneinanderreihungen die ihrem Mann gelten, der neben uns mit seinem Rad angehalten hat. Ich verstehe nur etwas von getrockneten Tomaten. Offenbar scheint der Einkauf Lücken aufzuweisen, die es zu stopfen gilt. „Ich muss später nochmal einkaufen gehen, das haben wir jetzt nicht mehr geschafft“, sagt Lena und wirkt dabei ein wenig gestresst. „Heute Abend kommen meine Eltern zum Essen, ich muss noch alles vorbereiten und Kaffeebohnen für’s Café sollte ich auch noch besorgen.“ Sie rollt sich gedankenverloren eine Zigarette. Keine fünf Minuten später sitzen wir in meinem Auto. Gut, dass mein Kühlschrank auch gähnend leer ist. Interviews kann man nämlich auch prima in Supermärkten führen.
Es ist nun schon über vier Jahre her, als aus der ehemaligen düsteren Spelunke das Café de Ville wurde. Am 21.12.2011 öffnete Lena die Pforten und damit eine Türe der Gemütlichkeit, des Miteinanders und der Toleranz. „Hier ist Platz für jeden, ganz egal wie alt er ist, woher er kommt, wie er aussieht oder was er arbeitet. Das ist ja das Spannende an der Gastronomie. Wir freuen uns über jeden Gast und hoffen, dass er sich wohl bei uns fühlt.“ Lena selbst ist in Uruquay geboren und kam mit 4 Jahren nach Deutschland. Sie ist ein bisschen Südamerika, in einem französisch anmutenden Café, in einer Kleinstadt im Herzen des Schwabenlandes und definitiv nicht in eine Schublade zu stecken. Dafür lieben sie die Menschen – das merkt man. Ein Wink aus dem Auto da, ein Schwatz auf dem Fahrad hier, selbst die Blumenfrau auf dem Markt grüßt sie schon lachend und winkend zugleich von Weitem. Dass man sich in einer kleinen Stadt kennt ist die eine Seite, dass einen alle mögen, eine ganz andere. Lena ist angekommen. „Am Anfang war ich mir unsicher, wie ich das alles hinbekommen soll. Da geht es in erster Linie darum, die Gäste glücklich zu machen und herauszufinden, wie man Abläufe optimiert.“ Sie läuft mit Espressobohnen beladen neben mir her zum Einaufswagen und lässt sie mit einem Seufzer in den Einkaufswagen fallen. „Und dann hat man so viele Ideen aber oft nicht die Zeit alle perfekt umzusetzen oder einfach nicht die Kapazitäten,“ dann reckt sie den Kopf und grinst stolz, „aber jetzt gibt es bei uns die Suppenküche. Von Dienstag bis Freitag werden täglich frische saisonale Suppen gekocht und als kleines Highlight zum Wochenende kochen die ‚Veganitas‘ jeden Freitag verschiedene vegane Kreationen.“
Weiter geht es in Richtung Kühlregal, ein paar Kartons Sojamilch und Butter für die Butterbrezeln, jeder Griff sitzt, man spürt die Routine. Die Bio-Milch holt Lena, wie auch anders, bei Bio-Hans gegenüber vom Café, besser sogar – sie wird ihr zusammen mit diversen Säften, unhandelten Zitronen und Limetten und dem glutenfreien Bier frei Haus geliefert. „Bio ist nicht zwangsläufig unser Aushängeschild im Café aber dennoch wichtig. Mir liegt es speziell am Herzen, dass für jeden etwas dabei ist und niemand verzichten muss. Deshalb gibt es neben der veganen Sojamilch auch noch laktosefreie Milch, koffeinfreien Kaffee und glutenfreies Bier.“
Mittlerweile sind wir an der Kasse angekommen und packen die Einkäufe auf das Band. Ich lege die Sachen wieder zurück in den Wagen, während Lena den Geldbeutel zückt. „Besonders schön finde ich die Samstage, wenn wir zum Treffpunkt für jung und alt werden, für Heimkehrer und Pendler, samstägliche Generationentreffen, wenn alle mal wieder Zeit haben, Mütter mit Kindern und für jeden einzelnen Marktbesucher, der Lust auf einen Kaffee verspürt. Da platzt das Café aus allen Nähten.“
Neben dem Caféalltag, der von Dienstag bis Samstag ab 10 Uhr beginnt, reicht das Bespaßungsprogramm des Cafés über Lesungen (bald kommt wieder die Märchenerzählerin), Ausstellungen (auf den Fotos aktuell zu sehen: Christoph Laue ) bis hin zu den unterschiedlichsten Konzerten und wie immer ist für jeden etwas dabei. Wem das noch nicht genug ist, der kann bei seinen Besuch im Café auch gerne noch ein selbstgemachtes Kräutersalz der Waldorfschule Engelberg oder selbstgemachte Ketten und Ohrringe von der Chefin höchstpersönlich erstehen. Was bleibt mir da noch zu sagen, außer, dass ich einen sehr unterhaltsamen Einkauf mit einer jungen Gastronomin hatte, die all ihr Herzblut und ihre ganze Liebe in ihr Café steckt. Und manchmal, wenn man an einem sonnigen Tag in Richtung Café de Ville schlendert, sieht man sie Blumen umtopfen oder Socken stricken und es fühlt sich ein bisschen an wie Heimkommen. Danke für ein zauberhaftes Stückchen Schorndorf.
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Hier geht’s zum Post über unseren letzten Café de Ville-Teamausflug – Froschkönig im Knallgäu
Gratulieren liebe TOCHTER, stimmt alles, nicht gelogen……………….
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