
6 Tage zwischen Fashion und Food, Bosporus und Bazaren, Menschen und Moscheen – Istanbul. Heute berichtet euch Yvonne von ihrem Besuch bei Basti in Istanbul.
Eins vorweg, die Models sind ausgezogen, damit hab auch ich heute leider kein Foto für euch. Dafür aber viele andere Bilder und einen langen Reisebericht von meinen 6 Tagen bei Basti in Istanbul.

Der Flieger hob vorletzten Donnerstag pünktlich und glücklicherweise nach verpasster S-Bahn auch mit mir an Board ab, sodass ich zur Mittagszeit den Flughafen in Istanbul verlies.
Mit der Hilfe eines netten türkisch-deutschen Pärchens stieg ich schließlich auch in den richtigen Bus Richtung Basti (im Nachhinein hat sich rausgestellt, dass eh nur ein Bus Richtung Stadtzentrum fährt…). Nach einer Stunde Fahrt, die sich vor lauter aus dem Fenster Geschaue und Gestaune viel kürzer angefühlt hatte, kam ich am Taksim-Platz an.
Der Taksim-Platz war bis dato das Einzige, was ich von Istanbul kannte, so à la „da wohnt Basti, da muss ich hin“. Bis ich jedoch dort ankam, hatte ich schon das wichtigste über Istanbul gelernt.
Die Stadt ist unglaublich riesig.
Ich hab wirklich schon einiges gesehen wie Kairo, Toronto, New York z. B… Aber bei keiner Stadt hatte ich das Gefühl die Ausmaße der Stadt so sehen zu können. Das liegt vielleicht zum einen daran, dass Istanbul eben so gar nicht wie NY ist. Immer wieder befindet man sich auf einer Anhöhe mit einem grandiosen Ausblick über wohlbemerkt einen kleinen Teil der Stadt. Zum anderen erklärte mir Basti, der kurz nach mir am Taksim-Platz ankam, bei Pizza la Turca (mit Sucuk, sehr lecker), dass Istanbul ca. 16 Millionen Einwohner hat und die größte Stadt Europas ist. Na ja gut, da kann NY mit gerademal der Hälfte halt auch nicht so ganz mithalten.

Nach dem Mittagessen ging es dann auf in seine WG – kurz Koffer abstellen und weiter.
Allen Vorurteilen zum Trotz, nun ging erst mal Shoppingqueen in Sisli in die zweite Runde mit dem Motto: „Itsy Bitsy Teenie Weenie Istanbuler Strandbikini“. Guido wäre vermutlich nicht zufrieden mit uns gewesen, da wir uns viel zu stark ablenken ließen und am Ende alles gekauft haben außer dem Badetextil. Auf dem Weg über die Istiklal, die Königstraße Istanbuls und quasi ums Eck von Bastis WG, in einer Mall, lernte ich das Zweite, das man über Istanbul wissen sollte. Diese Stadt ist eine verdammte Konsummetropole, ein Fashion-Mekka, das ein beträchtliches Ausmaß an Textilindustrie beherbergt. Aber nicht nur günstige Klamotten, die im Gegensatz zum H&M-Zeug irgendwie mal etwas anderes sind, gibt es in Istanbul so viele andere Geld-ausgeb- und Muss-ich-mir-anschauen-Möglichkeiten. Völlig Wurst, wie weit man läuft oder mit der U-Bahn/Fähre fährt, in welchem Stadtteil man ist, man hat immer noch das Gefühl mittendrin zu sein. Läden, Cafés, Bazare, Moscheen, Menschen – überall! Hier fällt mir immer der Rat meiner Arbeitskollegin ein: „Halte dich von Menschenmengen fern, ich will deine Arbeit nicht auch noch mitmachen.“ Ähmm… Mission Impossible. Allerdings hab ich mir über dieses Thema nicht mal zwei Minuten lang den Kopf zerbrochen, dafür ist die Stadt mit ihren Möglichkeiten zu berauschend.
Nach erfolgreicher Shoppingtour ließen Basti und ich den Abend in einem süßen kleinen Laden in Sisane, den wir liebevoll den „Hipster-Schuppen“ tauften, bei einem Abendessen ausklingen. Das Konzept des Hipster-Schuppens sah wie folgt aus: Man nehme 15-20 Schüsseln verschiedener Speisen (gekochte Karotten/Erbsen/anderes Gemüse, Couscous, Reis mit Gemüse, Bulgur und vieles mehr), lasse den Kunden davon 5 verschiedene Dinge auswählen und packe alles auf einen Teller. Dazu gibt es Brot und Wasser, das schon auf dem Tisch auf einen wartet. Sehr geil! Frisch, landestypisch, lecker, 15 Lira (5 €).
Überhaupt, egal ob Frühstück oder Abendessen und wo und wieviel, mit Getränk – 15 Lira. Verrückt…
So, Tag 2. Nach türkischem Frühstück mit Mokka bei „Bambi“ (15 Lira) bitte etwas Kultur. Die Moscheen mussten jedoch erst noch warten, da Freitag bekanntlicherweise hier der Sonntag ist, also der wichtigste religiöse Tag in der Woche und die Moscheen deshalb zeitweise nicht für den Tourismus geöffnet. Deshalb machten wir uns auf zum Dolmabahçe-Palast (irgendein Palast irgendeines Sultans) und anschließend mit der Fähre über den Bosporus auf den asiatischen Kontinent in den Stadtteil Üsküdar. Den Bosporus kann man sich wie den Bodensee vorstellen, nur etwas blauer, größer, mit einer Vielzahl an gr0ßen Schiffen darauf. Er teilt Istanbul in zwei Hälften, wobei sich eine Seite auf dem europäischen, die andere auf dem asiatischen Kontinent befindet. Nördlich mündet der Bosporus in das Schwarze Meer und südlich ins Mittelmeer.
Nach einem dreiviertelstündigen Spaziergang entlang des Bosporusufers, mit Blick auf die Bosporus-Brücke, kamen wir am Beylerbeyi Sarayı an, einer Sommerresidenz irgendeines anderen Sultans. Noch während wir Bilder im kleinen Bambuswald machten, wurden wir von einer Gruppe türkischer Schüler interessiert beobachtet. Wir saßen auf einer Parkbank, als sie sich trauten uns anzusprechen und zu fragen, wo wir herkamen. Die anfängliche Schüchternheit war schnell verflogen und bald schrien alle wild durcheinander. Als sie erfuhren, dass Basti Sebastian heißt, feierten sie uns wie Popstars. Hier ist aktuell ein Lied mit dem Titel „Sebastian“ der Sängerin Hande Yener sehr populär. Da kam uns die anschließende Ruhe in der prunküberladenen Sommerresidenz der früheren Herrscher sehr gelegen. Gold, Elfenbein und Perlmutt – tja das Geld war eben schon immer ungleich verteilt.
Nach so viel Kultur war mir wieder nach Touriprogramm und so fuhr mich Basti bzw. die Fähre zurück nach Halic an die Galatabrücke. Vom Anlegesteg aus hatten wir einen super Blick auf drei oder vier verschiedene Moscheen. Und das war das nächste Wichtige, was ich über Istanbul lernte, es gibt Moscheen ohne Ende.
Da das Schiff direkt am ägyptischen Bazar anlegte, kamen wir nicht umhin abermals in Versuchung geführt zu werden. Hier gab es alles, was typisch für die Türkei ist. Gewürze, orientalische Lampen, türkischen Honig, getöpferte Schalen, Shishas, Tee, Tücher… Es bleibt nur noch zu sagen, es wurde spät. Danach noch schnell zum Türken um die Ecke und ein spätabendlicher Abstecher auf die Nizade, eine Straße, auf der sich eine Bar an die andere reiht, auf ein Bomonti (türkisches Bier).

Der Samstag startete mit einer Nutellawaffel, mit Erdbeeren- und Bananenstücken belegt und Kokosstreuseln berieselt. Den Tag verbrachten wir zum größten Teil mit Judith, Bastis Mitbewohnerin, die ebenfalls Besuch aus Deutschland hatte. Das heißt, erst einmal die Istiklal entlang, am Galataturm vorbei, wieder runter an die Galatabrücke, hinter dem sich der ägyptische Bazar vom Vortag befindet. Gestärkt mit einem traditionellen Fischbrötchen quetschten wir uns durch die Gassen des Bazars (samstags, wenn neben den wenigen Touristen auch jeder Istanbuler unterwegs ist, eine spitzen Idee), um einen „Secret Place“ auf den Dächern Istanbuls, der sich hinter einer teilweise stillgelegten gruseligen Fabrikanlage befand, zu erreichen. Und Tatsache, dort standen wir auf den Dächern und Kuppeln irgendwelcher Häuser und schossen ein Foto nach dem anderen von der tollen Aussicht auf den blau funkelnden Bosporus und Basti fragte sich den ganzen restlichen Tag, ob das Werbeplakat des Tatorts „Tschiller – Off Duty“ mit Til Schweiger nicht genau dort aufgenommen wurde.
Danach trennten sich unsere Wege kurzzeitig. Basti und ich machten unsere erste tiefergehende Bekanntschaft mit dem Islam und sahen uns die Süleymanje Moschee an.
Diese Moschee ist eine jener Moscheen, die ich schon am Vortag von der Galatabrücke aus gesehen hatte. Sie thront leicht erhöht in der Skyline von Istanbul und ist mir direkt ins Auge gestochen.
Danach trafen wir uns an der nächsten Moschee wieder. Die Fartih Moschee ist in einem sehr konservativen Viertel Istanbuls gelegen und sah mit ihrem frisch renovierten Gebetessaal, mit den bunten Fliesen und dem prunkvollen Blattgold deutlich filigraner und dennoch üppiger aus als die schlichte Süleymanje Moschee. Wir waren beide von der Offenheit und dem Leben in und außerhalb der Moscheen überrascht. Der „Kirchplatz“ glich einem Schlosspark, in dem sich alle Generationen trafen, im Gras saßen und sich austauschten. Kinder fuhren Fahrrad und Skates, es wurden Simits (ihr erinnert euch an die türkischen Bagels, siehe: Leisure – Pleasure – Measure) verkauft und in der Moschee wurde gebetet. Das erweckte schnell den Eindruck, als könne man direkt mitmachen, solang man nur die Schuhe auszieht und Frauen ihren Kopf bedecken.
Den Abschluss des Tages bildete ein syrisches Abendessen. Der Tisch war voll mit landestypischer Küche. Kleine Schälchen, sowie ein mit Reis gestopftes Hühnchen, dass unter einer dicken fetten Satzdecke Ewigkeiten im Backofen zugebracht hatte und abschließend vor uns am Tisch noch einmal für paar Minuten angezündet und anschließend aus der Salzdecke rausgemeißelt wurde.
Tag 4 und 5 verschwimmen ein wenig in meiner Erinnerung – zu viele Eindrücke. Auf jeden Fall haben wir neben dem Topkapi-Palast zwei weitere Sehenswürdigkeiten besichtigt, die in jedem Reiseführer unter die Top ten fallen. Zum einen die Sultan-Ahmed-Moschee, besser bekannt als die „Blaue Moschee“ und die Hagia Sophia Moschee, die älteste Moschee Istanbuls und ehemals eine Kirche. Die Moscheen hielten was uns versprochen wurde und machten meinen Istanbultrip zu einem Moscheenmarathon der höchsten Güte. Auch der Kapalıçarşı Bazar (zu deutsch: Großer Bazar) musste ich natürlich genauestens unter die Lupe nehmen. Allerdings stellte sich schnell raus, dass mein auf Schnäppchenfang gepoltes Schwabenherz hier keine Befriedigung erlangen würde, da die Preise im Schnitt gerne mal das Doppelte über dem lagen, was wir bisher so kennengelernt hatten. Schlagartig wurde uns klar, warum der Bazar so spärlich besucht war und wir machten uns wieder auf, um uns entspannenderen Dingen zu widmen, als dem mühsamen Feilschen. Es zog uns ins ruhigere Karaköy-Viertel mit den vielen kleinen Bars und Cafés. Danach verschlug es uns nach einer weiteren Fährenfahrt, was sich immer fantastisch nach Urlaub anfühlte, wieder auf die asiatische Seite, diesmal in den Stadtteil Kadiköy. Dort streckten wir an einem schönen grünen Plätzchen, bei einem Picknick, die Köpfe in die Sonne und genossen den Blick auf das blaue Nass vor uns. Wir aßen Döner – was auch sonst- tranken den ein oder anderen Chai und verspeisten allabendlich mein Lieblingsdessert Baklava.

An Tag 6 hieß es dann Abschiednehmen von Basti und Istanbul.
Kurz zusammengefasst bleibt mir nur zu sagen, was ’ne Stadt und was ein Gastgeber.
Vielen Dank lieber Basti, dass Du Dir die Zeit genommen hast und mir Dein modebewustes, ausgehtaugliches, lebendiges, modernes, religiöses, volles und lautes Istanbul gezeigt hast.
Yvonne
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