Man sagt ja, dass die ersten paar Sekunden darüber entscheiden, ob man sich gut findet oder nicht. Das ist das Ding mit der Anziehung, der Sympathie und der Attraktivität. Alles schön unf gut soweit. Trifft dieser besondere Fall nämlich ein, fängt das ganze Dilemma eigentlich überhaupt erst an. Denn, wie gut ist gut?
Damals, ihr wisst noch, als man seinem Schwarm auf dem Pausenhof schüchtern zugelächelte, sich kaum in die Schule traute, wenn die raketencoole Lieblingsjeans in der Wäsche war, weil jedes andere Outfit totaaaaal peinlich aussehen würde – da war gut einfach noch gut. Hieß zu der Zeit miteinander gehen. Meist ging man nicht sehr weit, aber zumindest war die Sache klar geregelt und ratz fatz in trockenen Tüchern. Kein offenen Fragen.
Heute sieht die Sache ein klein wenig anders aus. Bedenkt man, dass mit zunehmendem Alter Ansprüche und Erwartungen wachsen, vorhergehende Erfahrungen zur Vorsicht mahnen und Wünsche, die ein potentieller Partner mitbringen muss, klarer definiert sind, tun sich allerlei Möglichkeiten auf, wie gut man sich nun tatsächlich findet. Ob aus gut besser werden kann oder man(n) es lieber gut sein lässt bleibt vorerst offen. Das wiederum passt nur selten, mit unserer Erwartungshaltung zusammen und zack – steckt man in einer Nummer fest, die man so ursprünglich gar nicht haben wollte.
Wir haben das Mal in sortiertem Kreis unter Freundinnen genauer beleuchtet und die verrücktesten Erlebnisse geteilt. Hier war alles mit dabei, von ein bisschen gut aber nur bis morgen über atomkrassgut ich zieh‘ heute noch ein, bis hin zu irgendwie gut oder doch nicht äääh ich bin verwirrt, was hab‘ ich nochmal gestern gesagt. An dieser Stelle mussten wir entsetzt feststellen – wir sind wir Autos. Zumindest werden wir auf dem Männermarkt offensichtlich sehr ähnlich gehandelt. Will sagen, zwischen einer Probefahrt und dem unterschriebenen Kaufvertrag liegen Welten. Da kann es schnell mal passieren, dass man zum Saisonfahrzeug wird ohne zu ahnen, dass man bald schon wieder abgeschrieben ist, weil die alte Kutsche mit der H-Nummer eben doch solider dasteht und nach Neulackierung und jahrelanger Pflege im Wert kaum zu ersetzen ist. Ganz klar, wer hier auf der Strecke bleibt. In dem Fall war gut eben nur gut für ein paar Wochen und den ein oder anderen Ausflug.
Geht aber noch schlimmer. Alternativ zum Saisonkennzeichen gibt es noch die kürzere Fassung. Zack, Tageskennzeichen dran und los geht die Spritztour. Passiert, wenn man demjenigen vertraut, der sich aus einer spontanen Laune heraus ins Autohaus begibt, mit der Brieftasche wedelt, große Tönchen spuckt und beim Probesitzen schon nach dem Auto im Rückspiegel schielt. Bei dem darf man ganz sicher nicht parken, da kommt man im besten Fall zum Ersatzteillager für den Notfall oder aber direkt auf den Schrott.
Nun glaube ich, dass der Plan des Lebens zwar zwangsläufig von Kurz- und Mittelstreckenverbindungen gesäumt sein mag, aber doch eigentlich immer noch die gute alte Langstrecke vorsieht. Scheckheftgepflegte Karre, Vollkasko versichert, Fahrkomfort, gediegenes Design und im Optimalfall einen Sportknopf für den Spaßmodus, der einfach mit dazu gehört, damit es auf der Reise nicht zu langweilig wird. Na gut, eine fetzige Anlage wäre auch nicht zu verachten und ja, auch Stauraum und ausreichend Platz sind auf lange Sicht gesehen von Vorteil. Ich glaube, in dem Punkt liegen Männlein und Weiblein zumindest in ihrer Vorstellung gar nicht soweit auseinander. Wer der- oder diejenige ist, der den Kriterien entspricht und auf was man persönlich nachher tatsächlich verzichten kann oder doch unbedingt benötigt, weiß man vorher ja gar nicht so wirklich. Das entscheidet sich auch mit Sicherheit nicht in den ersten paar Sekunden. Wir wären nur über ein wenig mehr Bedachtheit bei der Auswahl und der Probefahrt glücklich. Denn genauso wenig, wie man in ein fremdes Auto steigt, es über die Straße prügelt, dass die Nadel nur so vibriert, dann noch kurz den Bordstein mitnimmt, weil man sich ein wenig überschätzt hat und es dann schlussendlich abstellt, heimlich die Biege macht, damit man sich nix anhören muss á la ‚ciao, war spaßig, nach mir die Sintflut‘, genau so wenig macht man das mit uns Mädels. Und wenn ihr schon keinen Garagenplatz für längerfristig habt, dann lasst uns doch wenigstens nicht offen im Regen stehen.
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