Schön, wie Du das alles erklärst. In der Schule hättest Du für diesen Text mindestens ein ‚gut‘ bekommen. Möglicherweise auch ein ’sehr gut‘. Toll aufgebaut, logisch erörtert und der Schluss unterstreicht die These. Doch ich bin weder Lehrerin noch war Dein Text ein Aufsatz. Und neutral bin ich schon gar nicht.
Kann ich auch nicht. Ich lese zwischen den Zeilen, in Deinen Augen und Deiner Seele. Und ich sehe uns – Du auch. Du würdest gern aber Du kannst nicht, ich weiß. Ich konnte es damals auch nicht, gleicher Grund, andere Dimension. Aber ich verstehe Dich. Es steht viel auf dem Spiel. Die Angst nachher ganz alleine zu enden, wo eben alles endlich gut scheint, lässt den sicheren Weg die einzig logische Lösung zu sein. Ja – logisch ist Deine Entscheidung alle Mal. Und was hat Liebe mit Logik zu tun?
Es ist was es ist…sagt die Liebe (Erich Fried) und es ist wie es ist sagst Du. An einer Kreuzung muss man sich entscheiden. Wenn Angst, Vorsicht und Berechnung die gemeinschaftlichen Berater sind, ist der Weg klar vorgezeichnet. Und sicher vernünftiger. So mag man glauben. Wissen kann man es immer erst am Ende des Weges. Verunsichert zurückblicken und sich fragen ob man doch lieber noch den anderen ausprobieren…. ach nein, jetzt ist man ja bereits schon hier. Wieso auch zurück, da wo Schmerz und Leid liegen und erst beseitigt werden müssen, um weitergehen zu können, auf dem Weg, den man einst so gerne gegangen wäre. Damals war dort eine riesige Baustelle. Man ist in eine tiefe Grube gestürzt, während man durchs Dunkle tappte, auf der Suche nach Orientierung und Halt. Hat viel Kraft gekostet da wieder rauszukommen. Jetzt flüstern Dir Angst und Berechnung ins Ohr.
Oder aber doch das Risiko eingehen und daran glauben, dass es endlich gut wird? Immerhin hat man auf dem Weg das Happy End liegen sehen, Hollywood und großes Herzklopfen. Und tatsächlich – aus der Ferne kann man keine Baustelle mehr erkennen und die Warnhinweise scheinen auch alle weg zu sein. Aber man sieht nicht klar, dafür ist man schon zu weit weg. Wieso hat man sich nicht ein paar Schritte früher umgedreht? Da wäre es ein Leichtes gewesen sich zu versichern, dass der Weg sicher und begehbar ist und schlussendlich zu riskieren. Da hätte es weniger gekostet. Verzweiflung, Enttäuschung, innere Zerrissenheit, vielleicht auch ein wenig Wut sind dabei. Manchmal dauern Dinge länger wenn sie schön werden sollen und nun ist der Weg geebnet und von Blumen gesäumt. Heute ist das Timing unser Endgegner. Und emotionale Sicherheit ist nicht zu verachten. Nicht nach allem was war. Gerade deshalb, weil es dafür keine Garantie gibt. Und es würde unendlich viel Mut erfordern umzudrehen. Hier mahnt die Vorsicht. Und da wo Du bist, scheint alles OK zu sein. So kommt man wohl zur logischen Lösung. Man geht einfach weiter, auf dem Weg den man einschlagen musste, weil der andere besetzt war. Was es dort nicht gibt? Mich. Und nun muss man tapfer weiterlaufen, um herauszufinden, ob es am Ende das war, was man sich erhofft hat und auch wirklich wollte.
Für diese Entscheidung hast Du alles in die Waagschale gelegt worauf es ankommt. Sicherheit, Geborgenheit, Schutz, Selbstachtung, Fürsorge, Hilfsbereitschaft, Großmut und ganz bestimmt auch Hoffnung. Allerdings war Dein Gegengewicht die Vernunft und nicht die Liebe.
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